Zeitalter der europäischen Expansion | Modul 4 | Quellen untersuchen: Textquellen | Geschichte(n) schreiben | Kolonialismus ◻◻◻ schwer | ca. 30 min | optionale vertiefende Aufgabe: 20 min
Joos van Winghe: Hängen, Verbrennen und Verfolgung von Indios durch die Spanier, Illustration von Bartolomé de las Casas „Regionvm indicarum“, Kupferstich von 1552 | Vollständiges Bild und Bildnachweis (Public Domain, Wikimedia): Bild anklicken
segu-Module zum Thema Kolonialgeschichte Alte Welt trifft neue Welt Spanische Eroberungen Streit um Kolumbus Trails of tears Atlantic slave trade Imperialismus – Kolonialismus – Rassismus Menschenzoo Völkermord an den Herero
Nach der Entdeckung der „neuen Welt“ gründeten die Spanier nach und nach immer mehr Stützpunkte auf den karibischen Inseln. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts eroberten sie auch weite Teile des mittel- und südamerikanischen Festlandes. Dabei wurde die indigene Bevölkerung brutal vertrieben, ausgebeutet und ausgerottet. Von den vor 1492 nach Schätzungen 70 Millionen in Mittel- und Südamerika lebenden Menschen kamen während der spanischen Eroberungen im 16. Jahrhundert (teils durch Kämpfe, vor allem aber durch eingeschleppte Krankheiten) vermutlich über 90 Prozent ums Leben.
Über die Ausrottung der indigenen Bevölkerung durch die Spanier gibt es nur wenige Überlieferungen. Bekannt wurden im 16. Jahrhundert vor allem die Berichte von Bartolomé de Las Casas, einem spanischen Dominikanermönch, der selbst viele der spanischen Kolonien gesehen hatte und sowohl die brutale Behandlung der indigenen Menschen als auch deren Ausbeutung scharf verurteilte. In seinem „Bericht von der Verwüstung der Westindischen Länder“ (aus dem auch der Kupferstich oben stammt) von 1552 dokumentiert er die Brutalität der spanischen Eroberer:
Sie wetteten miteinander, wer von ihnen einen Menschen auf einen Schwertstreich mitten von einander hauen, ihm mit einer Pike den Kopf spalten, oder das Eingeweide aus dem Leib reißen könne. Neugeborene Geschöpfe rissen sie bei den Füßen von den Brüsten ihrer Mütter und schleuderten sie mit den Köpfen wider die Felsen. (…) Große und Edle brachten sie gewöhnlich folgendergestalt um: sie machten Roste von Stäben, die sie auf Gabeln legten, darauf banden sie die Unglücklichen fest, und machten ein gelindes Feuer darunter, bis sie nach und nach ein jämmerliches Geschrei erhoben, und unter unsäglichen Schmerzen den Geist aufgaben.
An anderer Stelle berichtete er über die Eroberungen des spanischen Gouverneurs Nuno des Guzman:
Nachdem nun alle diese ungerechten und satanischen Kriege nebst den dabei verübten Mordtaten vorüber waren, verbreitete er, wie gewöhnlich, die unerträglichste und abscheulichste Sklaverei über das ganze Land. Denn alle christlichen Barbaren, die sich in Indien befinden, behaupten, dies Recht über die dortigen Völker zu haben und es ausüben zu dürfen. Bei dieser Gelegenheit erlaubte er seinem eigenen Hofmeistern, so wie allen übrigen, den Indianern die schrecklichsten Qualen und Martern antun zu dürfen, damit sie Gold und Tribut von ihnen erpressten. Einer von seinen Haushofmeistern ließ eine Menge Indianer hängen, lebendig verbrennen, den Hunden vorwerfen, ihnen die Köpfe, Hände und Füße abhauen oder die Zungen ausreißen, da doch die guten Leute in Frieden lebten und er keine andere Ursache angeben konnte, als dass er sie in Schrecken setzen und sie zwingen wollte, sich ihm zu unterwerfen und Gold und Tribut zu bezahlen.
Zitiert nach: Hans Magnus Enzensberger (Hrsg.), Bartolomé de Las Casas: Kurzgefasster Bericht von der Verwüstung der Westindischen Länder, Frankfurt a. M. 1966, S. 11f., S. 62
Die verschiedenen (teils schon zuvor erschienenen) Schriften Las Casas‘ erregten große Aufmerksamkeit in der spanischen Öffentlichkeit. Der spanische König Karl V. wollte daraufhin klären lassen, ob die gewaltsame Unterwerfung und Versklavung der indigenen Bevölkerung in Amerika als rechtmäßig anzusehen sei oder nicht. In den Jahren 1550 und 1551 fand deshalb der Disput von Valladolid statt. Bartolomé de las Casas und Juan Ginés de Sepúlveda, der die Eroberungen rechtfertigte, stritten sich in vielen Anhörungen vor einer Jury, die über weitere Eroberungen und die Behandlung der indigenen Bevölkerung entscheiden sollte. In den Quellen unten findest du zwei Auszüge aus den Reden der beiden Kontrahenten.
Welche Behauptungen und Argumente spielten in dem Disput eine Rolle?
Stichworte zum Modul Spanische Eroberungen in Amerika | Geschichtsunterricht | Unterricht | Kolumbus | Spanier | indigene Bevölkerung | Ausrottung | Ausbeutung | Conquista | Karl V. | Indios
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