Kaiserreich und Imperialismus | Modul 11 | Verstehen und urteilen | Brutalität und Menschenrechtsverletzungen ◻◻◻ schwer | ca. 40 min
Überlebende Herero in der Wüste Omaheke in Deutsch-Südwestafrika, Foto vermutlich von 1907 | Bildnachweis (Public Domain, via Wikimedia): Bild anklicken
Auf dem Gebiet der 1884 gegründeten Kolonie Deutsch-Südwestafrika (heute: Namibia) lebten um 1900 nach Schätzungen höchstens 200.000 Menschen – dabei war die Kolonie flächenmäßig anderthalb mal so groß wie das Deutsche Reich. Die größte Gruppe der indigenen Bevölkerung waren die nach Schätzungen zwischen 50.000 und 80.000 Herero, die in den nur wenigen fruchtbaren Regionen des Landes lebten und dort Viehzucht betrieben. Seit Gründung der Kolonie waren tausende hauptsächlich deutsche Siedler ins Land gekommen. Sie vertrieben die Herero aus ihren angestammten Siedlungsgebieten – einerseits um selber Landwirtschaft zu betreiben, andererseits waren sie auf der Suche nach Kupfer und Diamanten.
1904 versuchten die entrechteten und unterdrückten Herero, sich gegen die Siedler zu wehren. Bei verschiedenen Überfällen wurden etwa 120 Siedler und Angehörige der Schutztruppen (so hießen die in den Kolonien stationierten deutschen Militäreinheiten) getötet. Der deutsche Generalstab in Berlin entsandte daraufhin tausende zusätzliche Soldaten nach Deutsch-Südwestafrika, um die dort bislang nur 700 Soldaten zählenden Schutztruppen zu verstärken. Lothar von Trotha wurde im Mai 1904 als neuer Oberbefehlshaber eingesetzt, der die Herero brutal bekämpfte. Am 11. August 1904 spitzte sich der Konflikt zu, als von Trotha und etwa 2000 Soldaten der Schutztruppen die Herero in der Schlacht am Waterberg angriffen. In chaotischen Kämpfen (um eine Vorstellung zu bekommen, kannst du dir hierzu Quelle 3 durchlesen) wurden hunderte Herero und 28 Soldaten der Schutztruppe getötet. Die überlebenden Herero flohen in der folgenden Nacht in die Sandwüste Omaheke. Von Trotha ordnete daraufhin an, den Herero die Rückkehr zu den Wasserquellen abzuschneiden und sie in die Wüste zurückzujagen. Es ist in der Forschung umstritten, wie viele Herero deshalb in der Wüste verdursteten. Nach Schätzungen überlebten zwischen 15.000 und 25.000 Herero die Ereignisse von 1904, vermutlich zwischen 35.000 und 65.000 von ihnen kamen ums Leben.
Die brutale Niederschlagung des damals sogenannten „Herero-Aufstandes“ wird von vielen Historikern heute als erster Völkermord im 20. Jahrhundert aufgefasst (zur Erklärung, was unter dem Begriff Völkermord zu verstehen ist, lies den Einführungstext zum Modul Streit um ein Wort: Völkermord). Weil die Bundesrepublik Deutschland (als Rechtsnachfolgerin des Kaiserreichs) die Tötung zehntausender Herero (zudem vermutlich ebenfalls um die zehntausend Nama, ein Volksstamm im Norden der Kolonie, der sich kurz nach den Herero ebenfalls gegen die Siedler zu wehren begann) offiziell nicht als Völkermord anerkannt hat, gibt es bis heute politische Diskussionen und Streit wegen der Ereignisse von 1904.
Aufgaben
1 | Informiere dich auf der Seite der Bundeszentrale für politische Bildung zunächst genauer über die Kolonie Deutsch-Südwestafrika und den Völkermord an den Herero.
2 | Öffne die Seite mit den Textquellen.
Stichworte zum Modul Herero Völkermord | Geschichte | Geschichtsunterricht | Unterricht | Genozid | Lothar von Trotha | Deutsch-Südwestafrika
Die Antworten zu den Aufgaben kannst du entweder in deine Geschichtsmappe schreiben – ganz einfach mit Stift und Papier. Du kannst die Antworten aber auch in die Textfelder unter den Aufgaben eingeben und anschließend ausdrucken oder als pdf abspeichern. Klicke dafür auf das Drucker-Symbol. Hier erhältst du weitere Informationen. |