Leben auf dem Land | „bedauernswert und hart“

Lebenswelt Mittelalter | Modul 5 | Wissen | Alltag | ◻ leicht | ca. 30 min

sachsenspiegelAusschnitt aus dem Heidelberger Sachsenspiegel aus dem 13. Jahrhundert | Bildnachweis (CC BY SA 3.0, Universitätsbibliothek Heidelberg): Bild anklicken

 

Im Mittelalter lebte die große Mehrheit der Menschen auf dem Land: im Frühmittelalter noch über 95 Prozent, am Ende des Mittelalters (als die Städte immer größer geworden waren) immer noch über 80 Prozent. Über das Leben der Menschen auf den Bauernhöfen und in den meist ganz kleinen Dörfern wissen wir nur wenig. Sie gehören zu den sogenannten „stummen Gruppen“ – sie konnten nicht schreiben, haben also auch keine schriftlichen Quellen überlassen. Eine der wenigen Schilderungen, die eine Vorstellung über das ländliche Alltagsleben gibt, stammt erst aus dem frühen 16. Jahrhundert (also am Beginn der Neuzeit). Der Priester Johannes Böhm schrieb 1520:

Der letzte Stand ist derer, die auf dem Lande in Dörfern und Gehöften wohnen und dasselbe bebauen und deshalb Landleute genannt werden. Ihre Lage ist ziemlich bedauernswert und hart. Sie wohnen abgesondert voneinander, demütig mit ihren Angehörigen und ihrem Viehstand. Hütten aus Lehm und Holz, wenig über die Erde hervorragend und mit Stroh gedeckt sind ihre Häuser. Geringes Brot, Haferbrei oder gekochtes Gemüse ist ihre Speise, Wasser und Molken ihr Getränk. Ein leinener Rock, ein paar Stiefel, ein brauner Hut ist ihre Kleidung. Das Volk ist jederzeit ohne Ruhe, arbeitsam, unsauber.

aus: Günther Franz: Quellen zur Geschichte des deutschen Bauernstandes in der Neuzeit, Darmstadt 1963, Bd. 1, S. 3

Dabei hatten sich die Lebensverhältnisse zum Ende des Mittelalters schon gebessert, denn neue Arbeitsgeräte (wie zum Beispiel der Pflug aus Eisen) oder neue Arbeitstechniken (wie die Dreifelderwirtschaft) brachten höhere Erträge in der Landwirtschaft. Im Laufe des Hoch- und Spätmittelalters wuchs deshalb die Bevölkerung in Europa stark an – nach Schätzungen von etwa 24 Millionen Menschen um das Jahr 1000 bis auf 54 Millionen um 1340. Durch die große Pest 1348/49 ist die Bevölkerungszahl anschließend wieder geschrumpft – auf um 1400 ungefähr 38 Millionen Menschen.

Dass die Bauern ein armseliges Leben führen mussten, hatte auch mit ihrer Abhängigkeit zu tun. Die meisten Menschen auf dem Land waren nicht frei, sondern unterstanden einem Grundherren. Sie bekamen Land „geliehen“ (daher der Name „Lehnswesen“) und mussten im Gegenzug Abgaben meist in Form von Naturalien leisten. Das Lehnswesen setzte sich nach oben fort: Die Grundherren erhielten ihre Ländereien als Lehen von einem Fürsten, einem Bischof oder einem Kloster – auch sie mussten Abgaben an ihre Lehnsherren abliefern.

Eine der wenigen Quellen, die uns einen Einblick in das Leben auf dem Land geben können, ist der sogenannte Sachsenspiegel – ein zwischen 1220 und 1235 von Eike von Repgow verfasstes Buch über die damalige Rechtsprechung. Weil die meisten Menschen im Mittelalter nicht lesen konnten, gibt es einige mit zahlreichen Bildern versehene Ausgaben (wie oben zu sehen).

Aufgaben

1 | a) Im folgenden Quiz siehst du einige Ausschnitte aus dem Sachsenspiegel. Am besten vergrößerst du das Quiz, um die Bilder besser sehen zu können. Wenn du die Bilder anklickst, werden sie noch einmal vergrößert. Ordne den Bildern die richtigen Texte zu. Probiere so lange, bis bei „Lösung überprüfen“ (blauer Haken unten rechts) alle Kästchen grün aufleuchten.

Falls die Anwendung nicht reagiert oder zum Vergrößern hier klicken!

 

    b) Die Bilder geben erstens einen Eindruck vom mittelalterlichen Leben auf dem Land, zweitens werden beispielhaft verschiedene Regeln und Bestrafungen deutlich, die von den Menschen auf dem Land eingehalten werden mussten. Notiere in Stichpunkten:

    Welche Eindrücke vom Leben auf dem Land geben die Bilder des Sachsenspiegels?

    Welche Regeln mussten die Menschen auf dem Land einhalten? Und wie konnten sie bestraft werden?

     

    2 | Verfasse auf Grundlage von Aufgabe 1 einen Lexikonartikel (etwa 6 bis 8 Sätze): "Das Leben der Menschen auf dem Land im Mittelalter". Du kannst dabei sowohl auf ihre rechtliche und soziale Stellung als auch auf ihren Alltag eingehen. Bei einigen Aspekten könnte es sich anbieten, das Leben auf dem Land im Mittelalter mit dem heutigen Leben auf dem Dorf zu vergleichen.

    Benötigst du weitere Informationen? Auf den Seiten der ZUM (Zentrale für Unterrichtsmedien) werden verschiedene Aspekte des bäuerlichen Lebens im Mittelalter kurz und knapp vorgestellt. Wenn du mehr Zeit hast, kannst du dir auf den Seiten von Planet Schule das Video: Bäuerliches Leben im Mittelalter (15 min) anschauen, in dem Alltagsszenen des mittelalterlichen Landlebens nachgespielt werden.

     

     

    Video-Tipp

    Das Video Dorfleben im Mittelalter auf der Seite von musstewissen Geschichte gibt dir weitere Informationen über das Leben auf dem Land. Es dauert 8 Minuten. [externer Link: funk/ZDF]

     

    Stichworte zum Modul Leben auf dem Land | Geschichte | Geschichtsunterricht | Unterricht | Bauern | Sachsenspiegel

    Die Antworten zu den Aufgaben kannst du entweder in deine Geschichtsmappe schreiben – ganz einfach mit Stift und PapierDu kannst die Antworten aber auch in die Textfelder unter den Aufgaben eingeben und anschließend ausdrucken oder als pdf abspeichern. Klicke dafür auf das Drucker-Symbol. Hier erhältst du weitere Informationen