Napoleonische Herrschaft, Restauration und Vormärz | Modul 9 | Eine Schulbuchseite selber schreiben | Ausgrenzung ◻◻◻ schwer | ca. 90 min
Johann Michael Voltz: Hep-Hep-Krawalle in Frankfurt, nachkolorierte Radierung 1819 | Bildnachweis (Public Domain, Stadtarchiv Würzburg
Tipp: Hinweise zum Modul für Lehrer/innen finden sich im Blog Historisch Denken | Geschichte machen
Geplünderte oder zerstörte Geschäfte und Wohnungen, eingeworfene Fenster, verwüstete Synagogen (das sind jüdische Gotteshäuser), verletzte Personen – solche Vorstellungen verbinden viele mit den Pogromen (das sind brutale Angriffe auf Minderheiten) des Mittelalters oder im Nationalsozialismus. Es gab sie aber auch im frühen 19. Jahrhundert.
Die von August bis Oktober 1819 dauernden Hep-Hep-Krawalle in vielen Dörfern und Städten vor allem auf dem Gebiet des Deutschen Bundes, aber auch in anderen europäischen Ländern waren die heftigsten antijüdischen Ausschreitungen vor der Reichspogromnacht 1938, außerdem auch der größte überregionale Aufruhr der Zeit der Restauration bis zur Märzrevolution 1848. Und dennoch waren die Hep-Hep-Krawalle lange vergessen. Sie spielen in der öffentlichen Wahrnehmung bis heute kaum eine Rolle und finden sich auch nicht in den Schulgeschichtsbüchern.
In seiner „Ansprache zu Schulbeginn“ von 1952 forderte Erich Kästner: Misstraut gelegentlich euren Schulbüchern! Sie sind nicht auf dem Berge Sinai entstanden, meistens nicht einmal auf verständige Art und Weise, sondern aus alten Schulbüchern, die aus alten Schulbüchern entstanden sind, die aus alten Schulbüchern entstanden sind, die aus alten Schulbüchern entstanden sind. Man nennt das Tradition. Es ist aber etwas ganz anderes.
Auf die Hep-Hep-Krawalle bezogen scheint dieses Misstrauen berechtigt. Für die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts stehen in den Geschichtsbüchern häufig nur Napoleon, die Völkerschlacht, der Wiener Kongress und die Feste der jungen Nationalbewegung auf der Wartburg und in Hambach sowie die Unterdrückung durch die Karlsbader Beschlüsse im Mittelpunkt (du kannst es ja mal, falls vorhanden, an deinem Schulbuch überprüfen) – von den Hep-Hep-Krawallen ist keine Rede. In diesem Modul änderst du das.
Aufgaben
1 | Stell dir vor, du bist Redakteurin oder Redakteur in einem Schulbuchverlag. Es würde sich für diese Aufgabe auch sehr gut anbieten, ein kleines Redaktionsteam von zwei bis drei Leuten zu bilden.
Für ein neues Schulgeschichtsbuch ist eine Seite für die Hep-Hep-Krawalle eingeplant. Gebraucht wird ein sogenannter Darstellungstext, in dem die Ereignisse und Hintergründe vorgestellt und erklärt werden. Außerdem soll eine Quelle abgedruckt und mit einem kurzen Informationstext versehen werden.
a) Bevor du oder ihr anfangt zu schreiben, musst du dir erst einmal einen Eindruck über die damaligen Ereignisse verschaffen. Klick dich in Ruhe durch das interaktive Schaubild. Du findest dort viele Informationen. Mach dir stichpunktartige Notizen auf ein Stück Papier, welche Informationen du besonders wichtig findest.

Wenn die Aufgaben erledigt sind, stellt euch eure Ergebnisse gegenseitig vor. Versucht in der Diskussion Kriterien zu finden, weshalb eure Geschichtsseite gut gelungen ist oder gebt Verbesserungsvorschläge.
Der Erstellung dieses Moduls ging eine umfangreiche Recherche voraus, deren Ergebnisse im Blogbeitrag Die Hep-Hep-Krawalle gehören in den Geschichtsunterricht zusammengefasst sind. Wichtigste Grundlage war dabei die 2020 erschienene, über 800 Seiten starke Gesamtdarstellung der Gewalt gegen Juden im 19. Jahrhundert Tumulte – Excesse – Pogrome (Göttingen 2020) von Werner Bergmann. Es gibt zwar zahlreiche Veröffentlichungen zu den Hep-Hep-Krawallen, aber ohne diese gründliche Gesamtdarstellung wäre die Erstellung des Moduls nur schwer möglich gewesen.
Stichworte zum Modul Hep-Hep-Krawalle | Hepp-Hepp-Krawalle | Hep-Hep-Unruhen | Hepp-Hepp-Unruhen | antijüdische Gewalt | Pogrom | Geschichte | Geschichtsunterricht | Unterricht | Schulbuch selber schreiben
Die Antworten zu den Aufgaben kannst du entweder in deine Geschichtsmappe schreiben – ganz einfach mit Stift und Papier. Du kannst die Antworten aber auch in die Textfelder unter den Aufgaben eingeben und anschließend ausdrucken oder als pdf abspeichern. Klicke dafür auf das Drucker-Symbol. Hier erhältst du weitere Informationen. |