Charleston | „…reinigt die Tradition vom Staub der Jahrzehnte.“

Weimarer Republik | Modul 7 | Quellen untersuchen: Textquellen | Wandel und Umbrüche | Musik und Tanz | ◻◻ mittel | ca. 20 min | optionale vertiefende Aufgabe: 10 min

CharlestonFrench Walery: Josephine Baker tanzt Charleston, Paris, Foto von 1926 | Vollständiges Bild und Bildnachweis (Public Domain, Wikimedia): Bild anklicken

 

Demokratien sind offene Gesellschaften. Die Menschen können sich frei äußern und gerade im Bereich der Kultur – in Literatur, Kunst, Musik und Mode – kommen immer wieder neue Stilrichtungen und „Trends“ auf. Im 20. Jahrhundert wurden solche Trends zunehmend international: Amerikanische Stars lösten auch in Europa Begeisterung aus – zum Beispiel Josephine Baker, die den Tanzstil Charleston und die Jazz-Musik in Europa bekannt machte. Dieses Video zeigt Baker bei einem Auftritt in Paris aus dem Jahr 1927. Es handelt sich um einen kurzen Ausschnitt aus der „La Revue Nègre“ oder „Neger-Revue“ – so der Name der Show, mit der sie in Paris und Berlin in Revue-Theatern auf der Bühne stand. Solche Shows waren damals sehr populär. Das Wort „Neger“ war damals noch gebräuchlich. Es ist aber ein rassistischer Begriff  (über den Begriff Rassismus kannst du dich in diesem segu-Modul informieren) und wird heute nur noch als Schimpfwort verwendet (Wenn du mehr über das „N-Wort“ und die Gründe, weshalb es heute nicht mehr verwendet wird, wissen willst, kannst du dich hier informieren).

In der Gesellschaft der Zwanziger Jahre war Rassismus aber noch weit verbreitet. Dabei gab es sowohl positiven als auch negativen Rassismus. Negativer Rassismus bezeichnet die Ablehnung fremder Kulturen. Es gab vor allem in rechten Kreisen eine starke Ablehnung Josephine Bakers und ihrer freizügigen Tänze, für die sie offen beschimpft wurde. So wurde sie in der rechten Presse z.B. als „Nigger“ (dieser Begriff war auch damals schon ein Schimpfwort) bezeichnet. Demgegenüber standen andere Stimmen, die Menschen mit schwarzer Hautfarbe als „exotisch“ empfanden. In Berlin ging die Begeisterung so weit, dass sich manche Leute selbst schwarz schminkten und auf „Neger-Bällen“ trafen, um ausgelassen Charleston zu tanzen. Positiver Rassismus wird heute genauso abgelehnt wie negativer, weil dabei nur Klischees und Vorurteile erzeugt bzw. verstärkt werden.

Aufgaben

    1 | Lies dir den ersten Absatz des Artikels Weimarer Republik - Kunst und Kultur (bei LeMO - Lebendiges Museum Online) durch. Gehe dann zum vierten Absatz (mit der Überschrift: Sport und Tanzvergnügen) und informiere dich über Josephine Baker und den Charleston. Fasse die wichtigsten Aussagen mit eigenen Worten zusammen.

    2 | In einem Zeitschriftenartikel „Charleston – Jede Zeit hat den Tanz, den sie verdient“ vom Oktober 1926 beschreibt die Autorin Katharina Rathaus den neuen Tanzstil.

    a) Lies dir den Artikel durch und setzte die Begriffe richtig ein.

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    Quelle: Katharina Rathaus, „Charleston. Jede Zeit hat den Tanz, den sie verdient“, Uhu 3 (1926), S.120-21.

    Worterklärungen | Ford: Amerikanische Autofirma, die seit 1926 Autos im Deutschen Reich herstellte | Strauß: Komponist | Zotteltrab: langsamer Gang | entladet: entlädt

     

      b) Die Autorin behauptet, der Tanzstil Charleston verkörpere etwas Neues. Beschreibe, welche Argumente sie hierfür heranzieht und was das Alte war, von dem sie sich abgrenzt.

      c) Deine Meinung ist gefragt: Wie gefallen dir die Musik und der Tanzstil aus dem Video heute - 90 Jahre später? Berücksichtige dabei auch die Aussage aus dem Text: "Dieser Tanz wirbt für sich selbst, dringt allein durch, entladet sich unter mancherlei grotesken Missverständnissen unter dem Donner der Jazzband wie ein Gewitter! Er reinigt die Tradition vom Staub der Jahrzehnte...". Was hältst du von diesem Zitat?

       

      Vertiefende Aufgabe | optional | Dauer: ca. 10 min

      3 | Charleston wurde zu Jazz getanzt. Der Musikstil wurde um 1900 in den USA populär. Nach Europa drang die neue Musikrichtung erst in den 1920er Jahren vor und galt (wie der Quellentext deutlich macht) als neu und revolutionär. Kennst du andere Musikstile, die im Laufe des 20. Jahrhunderts aufkamen und zu ihrer Zeit als neu und revolutionär galten? Dann wähle dir einen Musikstil aus, informiere dich mit Hilfe einer Suchmaschine genauer und beschreibe ihn in einigen Sätzen.

      Stichworte zum Modul Goldene Zwanziger | 1920er | Weimarer Republik | Geschichte | Geschichtsunterricht | Unterricht | Charleston | Josephine Baker

      Die Antworten zu den Aufgaben kannst du entweder in deine Geschichtsmappe schreiben – ganz einfach mit Stift und PapierDu kannst die Antworten aber auch in die Textfelder unter den Aufgaben eingeben und anschließend ausdrucken oder als pdf abspeichern. Klicke dafür auf das Drucker-Symbol. Hier erhältst du weitere Informationen