Erster Weltkrieg | Modul 8 | Verstehen und urteilen | Geschichtsbilder hinterfragen | ◻◻ mittel | ca. 40 min
Fotograf: Schütze (Rifleman) R.W. Turner: „British and German soldiers fraternising at Ploegsteert, Belgium, on Christmas Day 1914, Front of 11th Brigade, 4th Division“ | Bildnachweis (Public Domain, Wikimedia): Bild anklicken
Achtung! Dieses Klassenmodul könnt ihr nur bearbeiten, wenn sich die ganze Klasse beteiligt.
Als im August der Erste Weltkrieg begann, glaubten die Soldaten aller am Krieg beteiligten Soldaten an einen schnellen Sieg. Die Propaganda versprach ihnen, „Weihnachten wieder zu Hause zu sein″. Doch seit dem Spätherbst 1914 wurde deutlich, dass von einem schnellen Sieg keine Rede sein konnte, denn die Fronten erstarrten im Stellungskrieg. Über das Kämpfen und Sterben der Soldaten in den Schützengräben kannst du dich hier informieren. Im Winter war das Ausharren in den Gräben besonders hart.
An Weihnachten 1914 ereigneten sich bemerkenswerte Vorfälle an mehreren Frontabschnitten – vor allem dort, wo sich deutsche und britische Soldaten gegenüberstanden. Schaut euch zunächst das folgende Video an. Es ist ein 2014 veröffentlichter, aufwändig produzierter Werbespot einer britischen Kaufhauskette, der den „Christmas Truce“ (englisch: Weihnachts-Waffenstillstand) in Spielfilm-Qualität nacherzählt. Das Video dauert knapp dreieinhalb Minuten.
Werbespot: „Christmas Truce of 1914 – Christmas is for sharing“
Die Fraternisierung (also Verbrüderung) deutscher und britischer Soldaten zwischen dem 23. und dem 25. Dezember 1914 ist durch zahlreiche Quellen, darunter auch einige Fotos belegt. Die Soldaten feierten spontan zusammen, andernorts hielten sie gemeinsame Gottesdienste ab. Und tatsächlich sind mehrere Fußballspiele zwischen Briten und Deutschen überliefert. An der Verbrüderung sollen mindestens 100.000 Soldaten beteiligt gewesen sein. Aufgrund des großen Ausmaßes entschieden die Militärführer auf beiden Seiten, die aus ihrer Sicht unerwünschten Fraternisierungen nicht zu bestrafen. Allerdings wurden in den darauffolgenden Jahren im Vorfeld der Weihnachtstage harte Strafen für Verbrüderungen angedroht. So blieb der Weihnachtsfrieden von 1914 ein einmaliges Ereignis.
Aufgaben
1 | Nehmt euch etwa 20 Minuten Zeit zur Recherche von Informationen und notiert sie in Stichpunkten. Lies dir im Wikipedia-Artikel zum Weihnachtsfrieden 1914 die vier Absätze 24. Dezember – Feinde im Niemandsland, Einzelne Ereignisse und Erinnerungen, Das Ende des Waffenstillstandes sowie Konsequenzen durch. Wenn du noch Zeit hast, kannst du dir auch noch den kritischen Zeitungsartikel „Der «Weihnachtsfrieden» war keiner“ von Markus Pöhlmann in der NZZ (Neuen Zürcher Zeitung) durchlesen.
2 | Anschließend sollt ihr die Drei-Wände-Methode durchführen. Eine Schülerin oder ein Schüler liest den ersten Satz unten auf der Liste laut vor. Jede Schülerin und jeder Schüler muss sich jetzt entscheiden und geht zu einer der folgenden drei Wände in eurem Klassenzimmer:
Wer dem Satz mit JA zustimmt, geht zur Türseite.
Wer dem Satz mit NEIN nicht zustimmt, geht zur Fensterseite.
Wer UNENTSCHIEDEN ist, geht an die Rückwand.
Dann sollt ihr über den Satz diskutieren. Dafür braucht ihr z.B. eine leere Plastik-Trinkflasche. Wenn sich jemand meldet, werft ihm oder ihr die Flasche (vorsichtig!) zu. So organisiert ihr eine Meldekette. Beachtet: Nur wer die Flasche hat, darf reden! Wenn die Diskussion beendet ist oder sich im Kreis dreht, könnt ihr den nächsten Satz vorlesen. Wurden alle Sätze vorgelesen, könnt ihr auch eigene Sätze vorschlagen.
Satz 1 | Der Weihnachtsfrieden von 1914 ist zwar eine schöne Geschichte – aber mit Soldaten, die sich fraternisieren, kann man schlecht Krieg führen. |
Satz 2 | Der Weihnachts“frieden“ von 1914 ist zwar eine schöne Geschichte – aber schon nach wenigen Tagen standen sich die Soldaten wieder als Feinde gegenüber und kämpften gegeneinander. Von einem wirklichen Frieden könnte man nur sprechen, wenn sie versucht hätten, den Krieg durch eine große Meuterei tatsächlich zu beenden. |
Satz 3 | Das Video hat mich berührt. Es zeigt, dass selbst im Krieg Menschlichkeit möglich ist und die Soldaten ihre wenigen Habseligkeiten miteinander teilen. Denn es stimmt: „Christmas is for sharing“! |
Satz 4 | Den Ersten Weltkrieg, der etwa 17 Millionen Menschen das Leben kostete, zum Thema eines Werbespots für eine Kaufhauskette zu machen – das ist geschmacklos! |
Satz 5 | Besonders in England, aber inzwischen auch in Deutschland wird heute häufig auch mit kitschigen Bildern an den Weihnachtsfrieden erinnert. Das ist komisch: Soll hier ein Bild vom „schönen Krieg“ gezeichnet werden? Ein solches Bild kann zu der Aussage missbraucht werden: Krieg ist doch gar nicht so furchtbar. Ich finde, es sollte nicht an den Weihnachtsfrieden, sondern an die schrecklichen Folgen des Ersten Weltkrieges erinnert werden. |
Stichworte zum Modul Weihnachtsfrieden | Drei Wände-Methode | Geschichte | Geschichtsunterricht | Unterricht | Urteilen | Erster Weltkrieg