Die Quelle gehört zum Modul „Versuchter Grenzdurchbruch“
Quelle | „Maßnahmenplan“ der Stasi-Bezirksverwaltung Halle vom 10. Dezember 1979 | Erklärung zu den unterstrichenen Abkürzungen am Seitenende
Halle, den 10.12.1979
Maßnahmenplan
Es wird die Durchführung folgender Maßnahmen mit dem Tode des Straftäters Runge, Heiko vorgeschlagen:
1. Benachrichtigung der Mutter und der Schwester des Runge durch den zuständigen Staatsanwalt des Kreises Halle-Neustadt im Beisein des Leiters der Abteilung I A beim Bezirksstaatsanwalt Halle.
– zunächst erst Mitteilung an die Mutter und in Abstimmung mit dieser Hinzuziehung der Schwester des Toten.
2. Einbehaltung der Kleidungsstücke des Toten als Beweismittel. […]
4. Abstimmung mit der OD Buna bezüglich des Einsatzes eines Betreuers (möglichst IM) für die Mutter des Toten.
Benachrichtigung seitens des Kreisstaatsanwaltes in entsprechender Form über den Tod des Runge an den Direktor, den Parteisekretär und den Klassenlehrer der 9. POS in Halle-Neustadt.
– schriftliche Belehrung, dass Stillschweigen bewahrt wird
– es wird angegeben, daß Runge bei der Durchführung einer Straftat tödlich verunglückt ist.
7. Erzielung einer Übereinkunft mit der Mutter des Toten, daß über Todesfall keine Anzeige in der Tagespresse veröffentlicht wird.
8. Schnelle Durchführung der Bestattung des Toten […]
– Ziel: Kreis der Trauernden so klein wie möglich halten, Ausschließung der Teilnahme durch Mitschüler
9. Überführung der Leiche durch Bestattungsinstitut Halle in die Gerichtsmedizin der MLU Halle
Grund: Verhinderung der Betrachtung der Leiche durch Außenstehende, Abdeckung gegenüber Angehörigen des Bestattungsinstitut unter Vorwand der Durchführung der gerichtlichen Sektion. […]
OD: Objektdienststelle (Spezialeinheit der Stasi)
POS: Polytechnische Oberschule
MLU: Martin-Luther-Universität in Halle
Zitiert nach: Stasi-Unterlagen-Archivs im Bundesarchiv: Flucht aus der DDR. „Versuchter Grenzdurchbruch zweier Schüler“. Berlin 2023, S. 23f.