Dreißigjähriger Krieg | Söldnerleben | Quellen

 

Diese Quelle gehört zum Modul Dreißigjähriger Krieg | Söldnerleben 

 

Peter Hagendorf war ein Söldner im Dreißigjährigen Krieg. Anders als der Großteil der Söldner dieser Zeit konnte er schreiben, und verfasste ein Tagebuch über sein Söldnerleben. Der erhaltene Teil des Tagebuchs berichtet über den Zeitraum zwischen 1625 und 1649. Historiker vermuten, dass Hagendorf während des Krieges viele detailreiche Notizen sammelte und gegen Ende des Krieges auf 176 Seiten niederschrieb. In der Originalfassung ist der Text für uns heute nur schwer lesbar. Die unten stehenden Auszüge sind unseren heutigen Lesegewohnheiten angepasst. Mit Hilfe der Links auf den Namen und Orten kannst du dich genauer informieren.

 

1625 | Hier [in Brescia] habe ich mich von den Venetiern anwerben lassen, in ihren Dienst. […] Aus Val Camonia sind wir gezogen ins Veltin, da ist der spanische König unser Feind gewesen. Wie nun Graf Pappenheim angekommen ist, hat er uns mit Kanonen mächtig zugesetzt und uns aus dem Veltin von unserm Posten vertrieben, dass wir haben müssen weichen nach Tirano. […]

1627 | In diesem Jahr 1627 im April den 3. habe ich mich unter das Pappenheimische Regiment zu Ulm lassen anwerben als einen Gefreiten, denn ich bin ganz abgerissen gewesen. Von da aus sind wir auf den Musterplatz gezogen, in die Obermarkgrafschaft Baden. Dort im Quartier gelegen, gefressen und gesoffen, dass es gut heißt. Acht Tage nach Pfingsten, auf die heilige Dreifaltigkeit, habe ich mich mit der ehrentugendsamen Anna Stadelin von Traunstein aus dem Bayernland verheiratet und Hochzeit gehalten. […]

1630/31 | Im Jahr 1630 sind wir hier aufgebrochen und gezogen nach Paderborn. Lippstadt liegt am schiffreichen Wasser, die Lippe genannt. Von Paderborn nach Niedermarsberg, liegt auf einem hohen Berg. Nach Goslar im Harz und nach Magdeburg. Haben uns verlegt auf Dörfer und die Stadt blockiert, den ganzen Winter stillgelegen auf Dörfern, bis zum Frühling im Jahr 1631. […] Den 20. Mai haben wir Ernst gemacht und gestürmt und auch erobert. Da bin ich mit stürmender Hand ohne allen Schaden in die Stadt gekommen. Aber in der Stadt, am Neustädter Tor, bin ich 2 mal durch den Leib geschossen worden, das ist meine Beute gewesen. […] Wie ich nun verbunden bin, ist mein Weib in die Stadt gegangen, obwohl sie überall gebrannt hat, und hat wollen ein Kissen holen und Tücher zum Verbinden und worauf ich liegen könnte. So habe ich auch das kranke Kind bei mir liegen gehabt. […] So hat sie mir auch gebracht eine große Kanne von 4 Maß mit Wein und hat außerdem auch 2 silberne Gürtel gefunden und Kleider, so dass ich dafür 12 Taler eingelöst habe zu Halberstadt. Am Abend sind nun meine Gefährten gekommen, hat mir jeder etwas verehrt, einen Taler oder einen halben. […]

1633 | Zu Freising bin ich samt meinem Hauptmann und 300 Mann kommandiert worden nach Staubing. Mein Weib aber, wie sie solches erfahren, ist dem Regiment nachgefolgt, welches sie zu München auch angetroffen hat. Das Kind ist ihr aber unterwegs gestorben, und auch sie ist nach etlichen Tagen auch gestorben zu München im Spital. Gott verleihe ihr, mitsamt dem Kind und all ihren Kindern [die beiden Eheleute hatten bereits in den vergangenen Jahren drei Kinder im Säuglingsalter verloren] eine fröhliche Auferstehung, amen. […] Ich für meine Person bin gekommen nach Staubingen an der Donau. Wie wir hinkommen, sind zwei Regimenter von den Schweden schon davor. […] Nach 14 Tagen sind die Schwedischen gekommen, die Stadt belagert und beschossen. […] Ich habe gemeint, man werde uns lassen ziehen, wie auch der Akkord gelautet hat, aber nach 2 Stunden heißt es, steige ab, gib her was du hast, das andre behalte du. Da hat meine Reiterei ein Ende gehabt. Haben uns alle müssen anwerben lassen. […]

1634 |  Sind gezogen nach Freising, über die Isar, nach Landshut. Das haben wir beschossen und mit stürmender Hand eingenommen. Hier sind wir 8 Tage stillgelegen, haben die Stadt ausgeplündert. Hier habe ich als meine Beute ein hübsches Mädelein bekommen und 12 Taler an Geld, Kleider und Weißzeug genug. […] Am 7. September im Jahr 1634 sind wir von dem Berg bei Bopfingen gezogen nach Nördlingen, die Kaiserlichen angegriffen. […] Die Spanier haben uns großen Schaden getan, denn diesen Tag ist die ganze schwedische Armee geschlagen worden, zu Fuß und zu Pferd. […] Diesmal hat mich der Allmächtige behütet, so dass ich dem lieben Gott höchlich [sehr] dafür Zeit meines Lebens zu danken habe, denn mir ist kein Finger verletzt worden, da ansonsten kein einzigen von allen, die wieder zum Regiment gekommen sind, ohne Schaden gewesen ist. Nach der Schlacht ist, was bayrisch oder kaiserlich gewesen ist und irgendwann gefangen ist worden, wieder zu ihren Regimentern gegangen.

1636 | Hier (bei Charlemont) bin ich von dem Regiment samt 12 Mann kommandiert worden, Fisch für unser Regiment zu holen. Da habe ich im Wald Schafe angetroffen, die haben wir fortgetrieben. Wie wir sie auf die Ebene gebracht, haben sie angefangen zu schreien und zu blöken. Da sind alle die Schafe, die es gehört, aus dem Wald zugelaufen, so dass 2000 Schafe zusammengekommen sind, dass mir Angst und Bange gewesen ist. Doch sind wir dem Lager zu. Da hat das ganze Lager Schafe genug gehabt. Ich für meine Person habe 2 genommen und geschlachtet.

 

Tagebuch des Peter Hagendorf, Edition: Peters, Jan: Peter Hagendorf. Tagebuch eines Söldners aus dem Dreißigjährigen Krieg, Göttingen 2012, S. 100-114