Die Quellen gehören zum Modul Kriegsbegeisterung? | Augusterlebnis 1914
Quelle 1 | Zeitungsausschnitt | Siegener Zeitung, 1. August 1914
Aus Stadt und Land.
Eine ernste Mahnung an die Käufer!
Infolge der drohenden Kriegsgefahr ist ein Sturm auf die Nahrungsmittelgeschäfte erfolgt, der außerordentlich bedenklich ist. An dieser Stelle soll deshalb ein ernstes Mahnwort an alle Hausfrauen und alle Käufer gerichtet werden, das sie in ihrem eigensten Interesse beherzigen mögen. Eines der ersten Geschäfte der Nahrungsmittelbranche teilt mit: Die Käufer scheinen in der ernsten Stunde vollständig den Kopf verloren zu haben. Nicht nur, daß sie in die Geschäfte in Masse stürmen, auch in der Art und Weise, wie sie einkaufen, zeigen sie, dass sie ohne jede Einsicht handeln, dass sie geradezu in unsinniger Weise vorgehen. So kommt es vor, dass Hausfrauen ½ Zentner [=25 kg] Tee und Kaffee verlangen, der ihnen für ein ganzes Jahr reichen würde und der ihnen eventuell noch verderben kann. Was wollen die Leute mit diesen Mengen überhaupt? Jeder sorge in vernünftiger Weise dafür, dass er für die ersten sechs Wochen mit Nahrungsmitteln versehen ist. […] Ein Veteran von 1870/71 schreibt uns: Man sollte doch meinen, dass das sehr erfreuliche, begeisterte Verhalten der Bevölkerung in diesen ernsten Tagen auch rechte Früchte tragen würde. Aber leider stürmen die Leute die Läden für Lebensmittel, jeder denkt nur an sich, um möglichst viel aufzuhäufen. Alles Gottvertrauen scheint fast verloren zu sein. So hat man’s Anno 70 doch nicht erlebt!
Quelle 2 | Zeitungsausschnitt | Siegener Zeitung, 4. August 1914
Ernste Zeit haben wir, wie wohl Jeder empfindet. Und doch muss es nicht überall so sein. Das konnte man am Sonntag Nachmittag hier im Ort beobachten. In der Kirche war Gottesdienst mit Abendmahl gehalten und in einigen Gastwirtschaften war Tanzmusik. Hat man denn kein Empfinden für die Sorge vieler Familienväter, die ihre Lieben zu Hause lassen und sich dem Vaterland opfern müssen, und die sich vorher gestärkt hatten im christlichen Glauben? Wo bleibt das sittliche Gefühl?
Quelle 3 | Zeitungsausschnitt | Siegener Zeitung, 6. August 1914 | über Auslieferungsprobleme der Zeitung
Für eine Reihe von Orten haben wir versucht, durch Autos die Zeitung zu expedieren [ausliefern]. Aber auch hierbei erwachsen viele Schwierigkeiten. Bekanntlich unterliegen Autos einer scharfen Kontrolle, anderseits bringt aber auch der Unverstand vieler Ortsbewohner unnötige Schwierigkeiten. In manchen Orten sieht man in jedem Automobilfahrer mindestens einen Spion und bedroht und beschimpft ihn. In Salchendorf z.B. hatte man gestern sogar ein Drahtseil über die Straße gespannt, in das unser Auto geriet. Glücklicherweise wurde niemand verletzt, aber dennoch war die Folge eine Stunde Aufenthalt wegen Reparatur. […] niemand hat das Recht, ihn von vornherein als Verbrecher zu betrachten und ihn demnach zu behandeln. Es ist deshalb notwendig, dass auch hier Ruhe und Besonnenheit der jetzigen Aufregung Platz machen.
Quelle 4 | Foto | Hermann Rex: „Die Einberufenen auf dem Wege von den Bekleidungsdepots zu den Kasernen. Ihre Jungens begleiten sie begeistert; denn ein jeder ist stolz darauf, dass sein Vater mit in den Krieg muss“, Foto aus Berlin vom August 1914, Bildunterschrift von 1926 | Vollständiges Bild und Bildnachweis (Public Domain, Wikimedia): Bild anklicken