Die drei Bildquellen gehören zum Modul Imperialismus – Kolonialismus – Rassismus
Bildquelle 1 | Henri Meyer: „En Chine. Le gâteau des Rois et et … des Empereurs“ (Übersetzung: In China: Der Kuchen der Könige und … der Kaiser) | französische Karikatur vom 16. Januar 1898 | erschienen in „Le Petit Journal“ (eine Pariser Tageszeitung) am 16. Januar 1898
Die Karikatur zeigt Repräsentanten und eine Symbolfigur der vier europäischen Mächte, die Einflussgebiete in China beanspruchten. Sie zwangen die chinesische Regierung durch ihre Kanonenbootpolitik und die sogenannten „Ungleichen Verträge“ dazu, ihnen diese Gebiete zu verpachten. Von links nach rechts sind zu sehen: Königin Victoria (Großbritannien) , Kaiser Wilhelm II. (Deutsches Reich), Zar Nikolaus II. (Russisches Reich) sowie hinter ihm stehend die französische Symbolfigur Marianne. Rechts daneben wird Japan, das im Jahr zuvor Teile Chinas erobert hatte, nicht durch den damaligen Kaiser Mutsuhito, sondern durch einen Samurai symbolisiert. Die Samurai waren der traditionelle japanische Kriegerstand, der aber nach Konflikten mit dem Kaiser in den 1870er Jahren aufgelöst und durch moderne Soldaten ersetzt wurde. Das Tragen der Samurai-Frisur war in Japan seither verboten. Dass der Zeichner Henri Meyer dennoch einen Samurai und nicht den Kaiser als Symbolfigur gewählt hat, soll offenbar seine abschätzige Haltung gegenüber Japan zum Ausdruck bringen. Auch China wird nicht durch den damaligen Kaiser De Zong symbolisiert. Die entsetzt gestikulierende Figur im Hintergrund stellt einen chinesischen Hofbeamten niederen Ranges dar. Seine langen und ungepflegten Fingernägeln galten in China als Statussymbol und bedeuteten, keine körperliche Arbeit verrichten zu müssen. Der Zeichner wollte mit seiner Karikatur also veranschaulichen, dass China schwach und machtlos war, sich gegen fremde Mächte zu wehren. Dass die meisten Figuren als aggressiv dargestellt werden, nicht aber der russische Zar und Marianne, macht die französische Perspektive des Karikaturisten deutlich: Frankreich und Russland waren seit 1894 Verbündete. | Bildnachweis (Public Domain (via Wikimedia): Bild anklicken
Bildquelle 2 | „Bilder aus Afrika – Beim Photographen“ | Liebig-Bild von 1906
Liebig-Bilder waren Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts sehr populäre Sammelbilder (ähnlich heutiger Fußball-Sammelbilder). Den Dosen von „Liebig Fleischextrakt“ (zum Kochen von Fleischbrühe und Suppen) war ein etwa 7 mal 10 cm großes Bild aus einer Serie von jeweils sechs Bildern beigefügt. Hier kannst du dir die ganze Serie „Bilder aus Afrika“ anschauen. Die Bilder geben abschätzige Stereotype über indigene Menschen aus Afrika wieder (dicke Lippen, ein gewollt dümmlicher Gesichtsausdruck, Nacktheit als Ausdruck angeblicher Primitivität). | Bildnachweis (Public Domain (via Wikimedia): Bild anklicken
Tipp zur Beschreibung der Bildquelle Welche Begriffe sind zur Beschreibung der Bildquelle geeignet? Worte wie „farbige“ oder „dunkelhäutige Menschen“ aus der Zeit des Kolonialismus gelten heute als diskriminierend. Stattdessen spricht man von Schwarzen Menschen („Schwarz“ wird dabei bewusst immer groß geschrieben), Schwarzen oder People of Colour. Weitere Informationen erhältst du hier auf den Seiten von logo. |
Bildquelle 3 | Edward Linley Sambourne: The Rhodes Colossus (Übersetzung: Der Koloss von Rhodos; gleichzeitig eine Anspielung auf Cecil Rhodes) | Karikatur von 1892 | erschienen im „Punch“ (britische Satirezeitschrift) am 10. Dezember 1892
Unter den Kolonialmächten, die im 19. Jahrhundert Afrika unter sich aufteilten, hatten Frankreich und Großbritannien eine Vormachtstellung. Die Franzosen hatten die meisten Teile Westafrikas, die Briten viele Gebiete in Ostafrika kolonisiert, darunter beispielsweise Ägypten, den Sudan und Südafrika. Deshalb plante Großbritannien eine Eisenbahn- und Telegrafenverbindung quer durch den ganzen Kontinent. Der sogenannte Kap-Kairo-Plan wurde allerdings nie vollständig umgesetzt. Der Karikaturist des britischen Satiremagazins Punch wollte mit seiner Zeichnung die überhebliche britische Kolonialpolitik kritisieren. | Bildnachweis (Public Domain (via Wikimedia): Bild anklicken