Kaiserreich und Imperialismus | Modul 9 | Alltag | Verkehr | Sport ◻◻ mittel | ca. 90 min
Wie von A nach B kommen? Mobilität wurde aufgrund der sich wandelnden Wohn- und Arbeitsverhältnisse im 19. Jahrhundert eine immer wichtigere Frage, denn die Menschen mussten oft lange Wege zu ihrer Arbeitsstätte zu Fuß zurücklegen. Zum mit Abstand beliebtesten und im Alltag meist genutzten Verkehrsmittel stieg seit den 1890er Jahren das Fahrrad auf. Den Höhepunkt seiner Verbreitung erlebte es in den 1920er und 1930er Jahren. Der öffentliche Nahverkehr und die Eisenbahn deckten damals nur einen kleinen Teil des Personenverkehrs ab. Autos konnten sich nur wenige Menschen leisten. Mehr als die Hälfte der in den Städten lebenden Menschen fuhr zu dieser Zeit mit dem Rad zur Arbeit. Erst in den 1960er Jahren eroberte das Auto seine Vormachtstellung im Verkehr und im öffentlichen Raum.
Die Ursprünge des Fahrrads reichen bis in das Jahr ohne Sommer 1816 (siehe: Klimageschichte) zurück, in dessen Folge viele Pferde verendeten und Karl von Drais auf der Suche nach Ersatz 1817 die erste Laufmaschine erfand. In verschiedenen Schritten entwickelte sich bis etwa 1890 das moderne Fahrrad, wie wir es heute kennen und an dessen Funktion sich seither wenig geändert hat. An begeisterten Schilderungen über die neue Erfindung herrschte kein Mangel – so äußerte sich der französische Schriftsteller Maurice Leblanc im Jahr 1898:
Das Fahrrad stellt eine Vervollkommnung des menschlichen Körpers selbst dar, sozusagen den Gipfel. Es ist ein Paar schnellere Beine, die ihm angeboten werden. Er und seine Maschine sind nur noch eins. […] es ist ein einziges Wesen, ein Automat, der aus einem Stück besteht. Es gibt keinen Menschen und es keine Maschine. Es gibt nur noch einen schnelleren Menschen.
Maurice Leblanc: Voici des ailes! Paris 1898 (Übersetzung: Elmar Schnabel: Cyclomanie. Das Fahrrad und die Literatur. Eggingen 2008, S. 85)
Noch bevor das Fahrrad in den 1890er Jahren ein viel gekauftes Massenprodukt wurde, gründeten sich im Deutschen Reich (wie auch in vielen anderen Ländern, vor allem in Frankreich, Großbritannien und den USA) ab 1869 zahlreiche Fahrradvereine, deren Mitglieder das Fahrrad zu sportlichen Zwecken nutzten: zu Wettrennen, Fahrradtouren oder ausgedehnten Radwanderungen. Die Vereine luden auch zu sogenannten „Kunstrad- und Reigenfahrten“ ein (wie auf dem Foto oben zu sehen ist) und entwarfen dafür besondere Kleidung und Kostüme für Radfahrer und Radfahrerinnen. Außerdem setzten sie sich für die Rechte der Fahrradfahrer ein, die im öffentlichen Raum besonders mit den Fußgängern in Konflikt gerieten.
In diesem Modul lernst du zuerst die technische Entwicklung des Fahrrads im 19. Jahrhundert kennen. Anschließend geht es um die Verbreitung und Auswirkungen des Radfahrens und abschließend um den Streit zwischen den verschiedenen Verkehrsteilnehmern – eine Diskussion, die bis heute anhält.
Aufgaben
Die Antworten zu den Aufgaben kannst du entweder in deine Geschichtsmappe schreiben – ganz einfach mit Stift und Papier. Du kannst die Antworten aber auch in die Textfelder unter den Aufgaben eingeben und anschließend ausdrucken oder als pdf abspeichern. Klicke dafür auf das Drucker-Symbol. Hier erhältst du weitere Informationen. |