Die Quellen gehören zum Modul Spanische Grippe
Die Quellen werden zitiert nach: Lorenz, Victoria Daniella: Die Spanische Grippe von 1918/1919 in Köln: Darstellung durch die Kölner Presse und die Kölner Behörden, Köln 2011 | Außerdem können die Zeitungsartikel teilweise im Online-Zeitungsarchiv zeit.punkt.NRW im Original eingesehen werden. Beim Anklicken der Faksimile wird die ganze Zeitungsseite aufgerufen.
Quellenpaket A | Entwicklung der Spanischen Grippe in Köln 1918
Quelle 1 | Zeitungsartikel aus dem Kölner Lokal-Anzeiger vom 31. Mai 1918
Die geheimnisvolle Massenerkrankung
Das Sanitätskomitee in Madrid hat eine Reihe Verordnungen zur Bekämpfung der Epidemie erlassen. In Madrid sind 80 000 Personen erkrankt, in Barcelona 20 bis 30 000. Todesfälle sind bisher nicht zu verzeichnen. Die Ursachen der Epidemie sind vollkommen rätselhaft. […] Lyoner Blätter melden aus Madrid, daß die Epidemie weitere Fortschritte macht. In Madrid sind über 120 000 Personen erkrankt. Die Epidemie greift auch auf die Tiere über. Aus der Provinz wird gleichfalls ein Umsichgreifen der Seuche gemeldet.
Quelle 2 | Zeitungsartikel aus der Kölnischen Volkszeitung vom 4. Juni 1918
Das Umsichgreifen der Epidemie
Die unbekannte Epidemie, die vor etwa 14 Tagen in Madrid auftauchte, hat sich mit riesiger Schnelligkeit ausgebreitet und hat bereits nach den größeren Provinzhauptstädten und nach Marokko übergegriffen, wo sie die spanische Garnison ergriff. Sie hat sich namentlich in den dichtbevölkerten Distrikten so rasch verbreitet, daß die öffentlichen Dienste dadurch ernstlich in Frage gestellt werden. Gestern starben an der Krankheit 111 Menschen, während der letzten Tage ungefähr 700. In allen Fällen mit tödlichem Ausgang handelte es sich um Komplikationen. Gesunde Personen genesen in vier bis fünf Tagen, für Menschen mit schwacher Gesundheit, vor allem für Kehlkopf- und Lungenleidende, ist die Krankheit gefährlich.
Quelle 3 | Zeitungsartikel (ohne Titel) aus der Kölnischen Zeitung vom 3. Juli 1918
Die Influenza-Erkrankungen, über deren Auftreten wir in Köln bereits wiederholt berichteten, haben in den letzten Tagen erheblich zugenommen. Wie uns mitgeteilt wird, fehlt in verschiedenen größeren Unternehmungen zahlreiches Personal, da es von der Krankheit befallen ist. Es scheint sich bei dem Auftreten der Krankheit demnach doch nicht nur um eine Folgeerscheinung der kühlen Witterung zu handeln, zumal auch die Nachrichten, die aus anderen Städten kommen, von einer immer stärkeren Ausbreitung der sogenannten „spanischen Krankheit“ berichten. Begünstigt ist die Verbreitung der Seuche aber wohl ohne Zweifel durch das kühle Wetter im vergangenen Monat, wie es heißt, dem kältesten Juni seit 1871. […]
Auch in Köln treten in den letzten Tagen in gehäufter Weise infektiöse Erkrankungen auf, die teils unter dem Krankheitsbild von Katarrhen der oberen Luftwege verlaufen, teils aber auch von Kopfschmerzen, Brechreiz und nervösen Reizerscheinungen begleitet sind. Die Allgemeinerscheinungen sind oft die einer schweren Erkrankung. Bisher aber ist die Krankheit meistens in wenigen Tagen ohne schwere Komplikationen und ohne ernstere Folgeerscheinungen abgelaufen. Es scheint sich hier um dieselbe Erkrankung zu handeln, die auch aus anderen Städten als Influenza gemeldet wird. Es liegt angesichts des bisherigen Verlaufs der Erkrankung kein Grund zur Beunruhigung der Bevölkerung vor. Krankenhausaufnahme wird wohl nur in wenigen Fällen notwendig sein. Es genügt im allgemeinen dasselbe Verhalten und dieselbe Vorsicht wie bei Erkältungskrankheiten.
Quelle 4 | Zeitungsartikel (ohne Titel) aus dem Kölner Lokal-Anzeiger vom 5. Juli 1918
Die gegenwärtige Influenza-Epidemie ist allem Anschein nach noch nicht im Abnehmen begriffen. Besonders werden die Schulen in Mitleidenschaft gezogen, und es fragt sich, ob nicht gerade hier ein Herd für die Verbreitung der Seuche besteht. In einer Klasse in einer Mädchenschule erschienen heute von 46 Schülerinnen 12, in einer anderen von 44 13. Auch Lehrerinnen werden häufiger von der Krankheit ergriffen, und wenn dies auch bisher gutartig verlief, sodaß häufig schon nach 3 Tagen die Kranken nicht mehr das Bett zu hüten brauchten, so leidet doch auch der Schulbetrieb sehr unter dem unregelmäßigen Besuch. Es erhebt sich daher aus beiden Gründen die Frage, ob es nicht zweckmäßig wäre, schon jetzt Ferien eintreten zu lassen.
Quelle 5 | Zeitungsartikel (ohne Titel) aus dem Kölner Lokal-Anzeiger vom 10. Juli 1918
Die spanische Krankheit ist infolge der letzten warmen Tage zurückgegangen. Der Höhepunkt scheint überstanden zu sein. Es wurde auch höchste Zeit. In den Schulen war kein ordentlicher Betrieb mehr möglich, und die vielen Erkrankungen hätten in den nächsten Tagen auch zu größeren Störungen im Verkehrssystem geführt, weil zu viel Personal von der Krankheit erfaßt war. Hoffentlich findet das Katarrhwetter der letzten Monate, mit seinem steten raschen Wechsel zwischen kalt und warm, nun ein Ende; denn nur die ungewöhnlichen Witterungsverhältnisse dieses merkwürdigen Sommers haben uns die Krankheit gebracht und nicht der Krieg, wie manche Abergläubische raunen. War doch auch anno 1890 zur Zeit der Grippe kein Krieg, sondern das nämliche Sommerwetter.
Quelle 6 | Zeitungsartikel aus der Kölnischen Volkszeitung vom 21. Oktober 1918
Die Grippe
Nachdem die Grippe nach ihrem Auftreten im Juni und Juli d.J. wesentlich zurückgegangen war, hat sie im Laufe des Oktobers wieder stark zugenommen. Die Zunahme erstreckt sich auf das ganze Reichsgebiet. Die Krankheit ist diesmal mit schwereren Erscheinungen verbunden als vordem. Besonders bei jüngeren Personen verläuft die Krankheit ziemlich heftig; treten Komplikationen, namentlich Lungenentzündung hinzu, so endet sie nicht selten tödlich.
Quelle 7 | Zeitungsartikel aus dem Kölner Lokal-Anzeiger vom 25. Oktober 1918
Die Grippe
hält, wie in allen großen Orten des In- und Auslandes, auch in unserer Stadt noch immer ihren Umzug. Die Zahl der Todesfälle ist, wie bereits wiederholt mitgeteilt, nicht unerheblich. Während im linksrheinischen Köln im ersten Drittel des Monats die Zahl aller an den verschiedensten Krankheiten Gestorbenen auf täglich rund 30 sich belief, stieg sie seitdem auf allmählich bis 69 (am 19. Oktober), um dann wieder etwas zu sinken. Man kann also sagen, daß von den Verstorbenen die Hälfte der Grippe und deren Folgen zum Opfer fielen. Mit Rücksicht auf die Bösartigkeit der Seuche kann man sagen, daß die durch sie hervorgerufenen Todesfälle nicht zahlreich sind. Da man aber bezüglich der Beerdigungen auf eine Durchschnittszahl der Sterbefälle eingerichtet ist und diese nunmehr auf das doppelte gestiegen ist, geriet die Begräbnis- und Friedhofsverwaltung in eine vorübergehende Schwierigkeit […].
Quelle 8 | Zeitungsartikel aus dem Kölner Lokal-Anzeiger vom 6. November 1918
Die Grippe
hat in der vergangenen Woche erheblich nachgelassen, insbesondere die schweren, meist mit dem Tode endenden Fälle. Eine Reihe Barmherziger Schwestern der städtischen Krankenanstalten sind der tückischen Krankheit zum Opfer gefallen, wie denn das weibliche Geschlecht weit stärker von der Seuche betroffen worden ist, als das männliche. Die günstige Wendung in dem Stande der Krankheit, die übrigens bis in die kleinsten Landgemeinden übergegriffen hat, dürfte im Wesentlichen auf den in der vergangenen Woche eingetretenen Umschwung in der Witterung zurückzuführen sein. Hoffentlich bewirkt das neuerliche ungünstige Wetter keine Wendung zum schlimmeren.