Scherbengericht | Rollenspiel

Griechische Antike | Modul 7 | Klassenmodul: Rollenspiel | Verstehen und urteilen | Demokratie | ◻◻ mittel | ca. 40 min

scherbengerichtScherbe mit dem Namen Perikles, 5. Jh. v. Chr., Agora-Museum Athen (Foto von 2006) | Vollständiges Bild und Bildnachweis (wallyg http://www.flickr.com/photos/wallyg/, Perikles Ostracization, CC BY 2.0, Wikimedia): Bild anklicken

Achtung! Dieses Klassenmodul könnt ihr nur bearbeiten, wenn sich die ganze Klasse beteiligt. Fragt eure Lehrerin oder eu­ren Lehrer, ob ihr dieses Rollenspiel durchführen könnt. 

Was ist ein Scherbengericht? Bei Ausgrabungen in Athen hat man tausende Tonscherben gefunden, auf denen Namen eingeritzt sind (so wie im Bild rechts oben). Die Volksversammlung Athens (griechisch: Ekklesia) beriet einmal im Jahr darüber, ob ein Scherbengericht (griechisch: Ostrakismos) stattfinden sollte. Man hat alte Scherben benutzt, weil Papyros damals noch sehr wertvoll war. Jeder stimm­berechtigte (also männliche) Bürger konnte eine Scherbe mit einem eingeritzten Namen als seine Stimme abgeben. Wenn mindestens 6000 Stimmen zusammen kamen, wurde ausgezählt, welcher Name am häufigsten eingeritzt worden war. Diese Person musste dann für zehn Jahre in die Verbannung und Athen verlassen.

Im Jahre 443 wurde gegen Perikles ein Scherbengericht abgehalten. Sein Gegner war damals Thukydides (nicht der berühmte Geschichtsschreiber, sondern ein gleichnamiger, damals bedeutender Feldherr und Politiker), der Perikles vorwarf, seine Macht zu missbrauchen. Plutarch berichtete über den Streit zwischen Gegnern und Befür­wortern des Perikles. Hier findest du die wichtigsten Argumente.

Position der Gegner des Perikles Position der Befürworter des Perikles

Perikles herrscht bereits seit zwei Jahrzehnten und hat dadurch zu viel Macht und Einfluss in Athen.

Er verschwendet Gelder für Prachtbauten und gibt viel zu viel Geld für Kultur und Künste aus.

Er hat dafür den Bundesschatz des attischen See­bundes verwendet und damit den Zorn der Bundes­genossen auf Athen gezogen.

Athen ist kein verlässlicher Partner mehr für die anderen griechischen Poleis. Kommt es zum Krieg, dann ist Athen zu schwach, um sich zu weh­ren.

Perikles hat viel Gutes für Athen getan.

Die Demokratie in Athen, die Künste und Wissen­schaften haben sich unter Perikles weit entwickelt.

Die Bauten des Perikles zeigen allen Griechen, wel­che die beste und schönste unter den griechischen Poleis ist – natürlich Athen!

Die anderen Poleis haben sich jahrelang auf Athen ver­lassen, deshalb steht den Athenern ein Anteil aus dem Bundesschatz zu. Ohne Athen wäre ganz Grie­chenland längst von den Persern erobert.

 

Ihr führt nun ein Rollenspiel durch. Folgende sechs Athener sind auf dem Weg zum Hügel Pnyx, um am Scherbengericht teilzu­nehmen:

1 | Philipos – der Baumeister

2 | Alexandros – der Soldat

3 | Krateos – der Finanzbeamte

4 | Sokrates – der Gelehrte

5 | Anaxagoras – Freund und Unterstützer des Perikles

6 | Silas – Freund und Unterstützer des Thukydides

Sie streiten sich über die Frage: Soll Perikles verbannt werden? Oder werden mehr Athener für die Verbannung des Thukydides stimmen?

 

Aufgaben

1 | Eure Klasse wird in sechs Gruppen aufgeteilt – am besten zählt ihr einfach immer von 1 bis 6 durch. Dann sollt ihr euch in eurer Gruppe treffen und diskutieren, welche Argumente aus der Tabelle zu eurer Rolle passen. Trefft eine Entscheidung, ob ihr für oder gegen die Verban­nung des Perikles seid. Um eure Argumente und die Entscheidung festzuhalten, sollt ihr eine Rollenkarte nach folgendem Schema anfertigen:

Rollenkarte

Anschließend lost ihr aus, wer die Rolle eurer Gruppe beim Rollenspiel spielen darf. Die Gruppenarbeit dauert 10 bis 15 Minuten.

 

2 | Jetzt wird das Rollen­spiel durchgeführt. Unterhaltet euch so lange, bis alle Argumente ausgetauscht sind. Das dauert etwa 5 bis 10 Minuten.

3 | Nachdem das Rollenspiel beendet ist, wird mit der ganzen Klasse das Scherbengericht durchge­führt. Jede Schülerin und jeder Schüler hat eine Stimme – ganz unabhängig davon, welche Entscheidung ihr bei der Gruppenarbeit getroffen habt. Wenn Perikles deiner Meinung verbannt werden soll, schreibe PERIKLES auf deinen Stimmzettel. Wenn Perikles bleiben soll, dann schreibe den Namen seines Geg­ners THUKYDIDES auf den Stimmzettel. Derjenige mit den meisten Stimmen wird verbannt.

4 | Fasst die wichtigsten Argumente, die während des Rollenspiels vorgetragen wurden, noch einmal an der Tafel und eurer Mappe zusammen. Das Scherbengericht sollte die Demokratie in Athen stärken. War eine Person zu mächtig, dann konnten die Athener mit dem Scherbengericht eine Tyrannis, also eine Alleinherrschaft verhindern. Diskutiert anschließend: Findet ihr das Scherbengericht gerecht? Und wie werden heute Politiker „in die Verbannung geschickt“?

 

Stichworte zum Modul Scherbengericht Ostrakismos | Griechische Antike | Athen | Demokratie | Geschichte | Geschichtsunterricht | Unterricht | Arbeitsblatt | Textquelle | Perikles