Reformen unter Napoleon | Quellen

Die Quellen gehören zum Modul Reformen unter Napoleon

 

Quelle 1 | Nassauisches Edikt der Herzogs Friedrich August zur Abschaffung Leibes- und Gutsherrlicher Abgaben“ vom 3. September 1812.

Für ganz besonders wichtig und werth wird von Uns die Möglichkeit erachtet bei dieser allgemein durchgreifenden Steuer-Ausgleichung auch diejenigen Abgaben und Gutslastungen für immer aufzuheben, welche aus dem von Uns vorlängst bereits aufgelößten Institut der Leibeigenschaft entsprungen sind. Wir wollen Unsern Unterthanen, denen Wir schon durch Unser Edict vom 1. Jan. 1808 mit Aufhebung der Abgabe des sogenannten besten Haupts ihre persönliche Freiheit gesichert haben, für die Zukunft nunmehr auch die Freiheit ihres Grundeigenthums von aller drückenden Beschwerung veralteter Leibes- und Gutsherrlicher Abgaben und Leistungen zuwenden, während zugleich Wir bedacht nehmen, daß Standes- und Grundherrn auch sonstigen Gutsbesitzern und Vasallen, deren Einkünfte hierdurch Abgang erleiden, aus allgemeinen Mitteln des Staats ein billiger Ersatz geleistet werde. Es geschieht daher allenthalben mit angenehmer Empfindung, daß Wir die hier nachstehenden gesetzlichen Bestimmungen über die Aufhebung bisheriger Abgaben erlassen.

Zitiert aus: Karl Heinreich Freiherr von Fahnenberg, Georgius (Hg.): Magazin für die Handlung, Handelsgesetzgebung und Finanzverwaltung, Band 4, Nürnberg 1813, S. 41.

 

Quelle 2 | August von Hardenberg (Preußischer Politiker und Reformer): Über die Reorganisation des preußischen Staates, Denkschrift vom 12. September 1807 (auch bekannt als „Rigaer Denkschrift“)

Karl August Hardenberg | Public Domain

Die Französische Revolution, wovon die gegenwärtigen Kriege die Fortsetzung sind, gab den Franzosen unser Blutvergießen und Stürmen einen ganz neuen Schwung. Alle schlafenden Kräfte wurden geweckt; das Elende und Schwache, veraltete Vorurteile und Gebrechen wurden – freilich zugleich mit manchem Guten – zerstört. Die Benachbarten und Überwundenen wurden mit dem Strome fortgerissen. Unkräftig waren alle die Dämme, welche man diesem entgegensetzte. […]

Der Wahn, dass man der Revolution am stärksten durch Festhalten am Alten und durch strenge Verfolgung der durch solche geltend gemachten Grundsätze entgegenstreben könne, hat besonders dazu beigetragen, die Revolution zu befördern und derselben eine stets wachsende Ausdehnung zu geben. Die Gewalt dieser Grundsätze ist so groß, sie sind so allgemein anerkannt und verbreitet, dass der Staat, der sie nicht annimmt, entweder seinem Untergange oder der erzwungenen Annahme derselben entgegensehen muss. Also eine Revolution im guten Sinne, gerade hinführend zu dem großen Zwecke der Veredelung der Menschheit, durch Weisheit der Regierung und nicht durch gewaltsame Impulsion von innen oder außen – das ist unser Ziel, unser leitendes Prinzip. Demokratische Grundsätze in einer monarchischen Regierung – dieses scheint mir die angemessene Form für den gegenwärtigen Zeitgeist. War aber je ein Zeitpunkt günstig für solche Maßregeln, so ist es unstreitig der gegenwärtige, wo der Staat eine so große Veränderung erlitten hat und nach ganz neuen Grundsätzen handeln, einer gänzlichen Wiedergeburt unterliegen muss.

Zitiert aus: Irmgard und Paul Hartig: Die Französische Revolution im Urteil der Zeitgenossen und der Nachwelt. Stuttgart 1983, S.33

 

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