Die Textquellen gehören zum Modul Mädchenbildung: „… so muss ein Feministen-Volk seinen Nachbarn unterliegen“
Quelle 1 | Hedwig Dohm: Kindheitserinnerungen einer alten Berlinerin, in: Selbsterzählte Jugenderinnerungen, Berlin 1912, S. 47ff.
In die Schule ging ich sehr gern; vielleicht weil mir zu Hause nicht wohl war, oder weil ich immer zu den besten Schülerinnen gehörte. Zu lernen gab´s da nicht viel, zu einer korrekten Orthographie [Rechtschreibung] habe ich es nicht gebracht. Gemäß der Anschauung, die auch heute noch fortwirkt, dass der Zweck der weiblichen Erziehung nicht in der Entwicklung der Intelligenz, sondern die des Gemüts sei, wurde uns Wissenswertes nur in den minimalsten Dosen verabreicht. Sehr viel Religion. Die Größe und Allmacht Gottes wurde, durch viele Beispiele illustriert, uns von dem Lehrer in die Feder diktiert; wir hatten sie auswendig zu lernen. Auf Herzensbildung zielten auch die Themata des deutschen Aufsatzes ab: „Gefühle beim Beginn der Frühlings, Empfindungen beim Untergang der Sonne, oder Betrachtungen in der Sylvesternacht.“ Die Pfannkuchen und den Punsch einzuflechten, wagten wir nicht. Einkehr in sich selbst, Vorsätze für das neue Jahr wollte der Lehrer.
Sicher bildeten solche Aufsätze eher einen Anreiz zu verlogenen, verstiegenen Phrasen, zu sinnlosem Gefasel als zu einer Gemütsvertiefung. Psyche des Kindes? Die Zeitströmung hatte sie noch nicht ans Ufer der Wissenschaft geschwemmt.
Die Lehrer in den oberen Klassen waren gute, alte Herren. (Das heißt, ob sie gut waren, weiß ich nicht). Mir scheint nachträglich, dass sie in den Mädchenschulen das Gnadenbrot aßen. Untauglich geworden für höhere Knabenschulen, schob man sie zu den weiblichen Kindern ab, die bedurften ja der Geisteskultur nicht.
Quelle 2 | Ida von der Brelje: Die Reform der höheren Mädchenschule, Frankfurt am Main 1901, S. 42.
Forderungen.
1. Unserem gesamten Schulwesen muss der Standes-Charakter genommen werden, der höheren Mädchenschule daher auch. Sie muss sich aufbauen auf einer einheitlichen Bildungsgrundlage für alle Bevölkerungsklassen und beide Geschlechter; nicht mehr Stand und Wohlhabenheit sollen die Vorbedingung zur Erlangung einer höheren Bildung darstellen, sondern allein Begabung und Talent. Darum fordern wir gemeinsame Erziehung bis zum 11. Lebensjahre und organischen Aufbau der höheren Mädchenschule auf der Basis einer reformierten Volksschule.
2. Das Fundament der neugestalteten Schule sollen anstelle der Religion diejenigen Wissenschaften bilden, die durch die Anforderungen des modernen Lebens in den Vordergrund getreten sind. Zu diesen rechnen wir in erster Linie die Naturwissenschaften, ferner die Gesellschaftswissenschaften und unter diesen vor allen Dingen die Nationalökonomie, die heute in unseren höheren Mädchenschulen noch gänzlich fehlt; und endlich als Hülfsmittel für diese wichtigen Gebiete die gründliche Beschäftigung mit der Muttersprache.
3. verlangen wir für Mädchen und Knaben in gleichem Maße Schulung des logischen Denkens durch die dazu geeigneten Lehrfächer.
4. Als Gegengewicht zu der geistigen Thätigkeit muss für eine systematische Körperpflege durch Turnen Spiel und Sport Sorge getragen werden.
5. Mit dieser Forderung Hand in Hand geht die der Unterweisung in der Anthropologie und Gesundheitslehre, sowie die Aufklärung über die Fortpflanzung des Menschen.
6. Aus erziehlichen Rücksichten ist für die Mädchen, namentlich an den Oberklassen, die Bevorzugung weiblicher Lehrkräfte wünschenswert.
7. Damit im Zusammenhang steht die Forderung einer besseren Vorbildung der Lehrerinnen, die es ihnen ermöglicht, dem Unterricht eine wissenschaftliche Form zu verleihen. Sie werden dadurch den akademisch gebildeten Lehrern gleichgestellt und daraus ergibt sich
8. die Forderungen der gleichen Besoldung männlicher und weiblicher Lehrkräfte.
Quelle 3 | Paul Julius Möbius: Über den physiologischen Schwachsinn des Weibes. Halle a. S. 1903 (5. veränderte Auflage), Seite 42f.
Nimmt man an, die Feministen hätten ihr Ziel erreicht, und die Weiber hätten sich aller männlichen Berufszweige und Rechte bemächtigt, so würde im günstigsten Falle das Ergebnis unnütz sein. Denn die Weiber würden höchstens dasselbe, was die Männer schon vorher geleistet haben, noch einmal leisten. Aber die Zahl der Arbeiter wäre verdoppelt und der Wert der Arbeit vermindert. Das wäre schon schlimm genug, aber ein geringes Übel gegen die weiteren Folgen. Denn es würde zunächst die Geburtenzahl enorm sinken, weil die Eheschließungen viel seltener würden und in der Ehe weniger Kinder erzeugt würden. Jetzt drängen die meisten Mädchen zur Ehe, weil sie ihrem Instinkte folgen und weil sie versorgt sein wollen. Werden sie zum Nachdenken angestachelt und können sie ohne Mann ihr Auskommen finden, so wird ihre naive Selbstsucht zur raffinierten Selbstsucht, und gerade die Klügsten werden ehescheu. Auch kann das mannähnliche Weib den Mann viel weniger verlocken als das natürliche. Dass die Ehen kinderarm würden, das versteht sich von selbst, denn das neue Weib kann nicht viel Kinder gebären und will es mich nicht. Es wird Keinkindehen, Einkindehen, höchstens Zweikinderehen geben. Kommt einmal, sei es durch den Willen des Mannes oder sonstwie, eine grössere Kinderzahl zu Stande, so müssen entweder die Kinder, oder die Frau Not leiden, denn die Frau muss das Wohl der Kinder dem Berufe, oder diesen jenen opfern. Überdem wird von vornherein die Qualität der Kinder zu wünschen übrig lassen, denn die Früchte der Gehirndamen zeichnen sich nicht durch Kraft aus, und es fehlt an Muttermilch. Kurz, die Bevölkerung nimmt nach Zahl und Beschaffenheit rasch ab, das Volk tritt in das Greisenalter ein. Da auf keinen Fall die ganze Menschheit an der Umbildung des Weibes teilnehmen wird, so muss ein Feministen-Volk seinen Nachbarn unterliegen und seine Reste werden in anderen gesunden Völkern aufgehen. Wenn in einem Volke nur bestimmte Stände die Mannweib-Bildung durchführen, so setzen sie sich auf den Aussterbe-Etat Immer handelt es sich um gesellschaftlichen Selbstmord, wenn man will, um Landes- oder Standes-Verrat.
Quelle 4 | Ernst Bumm: Über das Frauenstudium. Rede zur Gedächtnisfeier des Stifters der Berliner Universität König Friedrich, Berlin 1917, S. 15ff.
Gewiss gibt es Frauen, welche die vorbereitenden Gymnasialstudien und die Universität mit Leichtigkeit absolvieren und die Aufgaben des erwählten Berufes, unbeirrt durch Ablenkungen irgendwelcher Art, vollkommen bewältigen. Das sind aber Frauen mit männlicher oder doch ohne ausgesprochen weibliche Veranlagung, die ebenso vorkommen, wie die weibischen Männer und wie diese ihren konträren Charakter meist auch schon äußerlich zur Schau tragen. Die Mehrzahl der Frauen verhält sich anders und lässt den Zwang, der ihrer weiblichen Veranlagung angetan wird, schon beim Studium erkennen. Nicht weil die Intelligenz fehlt, sondern weil die natürlichen Anlagen anderwärts gehen, vollzieht sich schon die Lernzeit am Gymnasium unter größeren Mühen. Die angestrengte geistige Tätigkeit hat wiederum einen ungünstigen Einfluss auf die körperliche Entwicklung, eine Erscheinung, die wir oft genug auch bei unseren Gymnasiasten beobachten, die sich aber bei den Schülerinnen während der Gymnasialzeit in viel ernsterer Weise bemerkbar macht und die Gesundheit und Tüchtigkeit des Organismus auch für spätere Zeiten dauernd schädigen kann. Stört das geschädigte körperliche Befinden die geistige Aufnahmefähigkeit und ist zur Bewältigung des Lernstoffes eine neue Arbeitssteigerung nötig, so kann dieser circulus vitiosus [Teufelskreis] zum völligen Zusammenbruch führen. Besser stellt es in dieser Hinsicht auf der Universität. In der Freiheit des akademischen Studiums fallen die Überanstrengung und ihre Folgen weg, und wer darauf achtet, wird mit Freude sehen, dass sich die meisten unserer Studentinnen in guter körperlicher und geistiger Verfassung, voller Kenntnisse und begierig, ihr Wissen dem Examinator [Prüfer] vorzuführen, zur Prüfung stellen. Aber auch hier gilt die Erfahrung: je ausgesprochener weiblich die Veranlagung, desto oberflächlicher und weniger innerlich verarbeitet bleibt das Erlernte.
In viel stärkerem Maße als beim Studium tritt die Eigenart des weiblichen Seelenlebens bei der Berufstätigkeit in Erscheinung. Körper und Geist sind ein Ganzes und in inniger Abhängigkeit von einander, alle seelischen Äußerungen sind Leistungen der Nervenzellen des Gehirns und durch diese körperlichen Einflüssen unterworfen. Die weibliche Anlage und ihre Funktionen bewirken eine stärkere Erregbarkeit und deshalb bei allen geistigen Vorgängen ein stärkeres Mitklingen der Gefühlssphäre. Frauen sind im allgemeinen mehr als Männer Stimmungen und unbewussten Gefühlserregungen unterworfen, welche die Arbeit ungleichmäßig machen, die rein verstandesmäßige Überlegung einschränken und das Urteil heben können. Die Stimmungen greifen auch auf die Willenskraft über, die Schwankungen unterworfen ist und leichter beeinflusst wird. Bekannt ist die überfeine Empfindsamkeit gegen Lob und Tadel, man kann bei Frauen durch Lob und Anregung des Ehrgeizes alles herausholen, Tadel und Widerstände drücken ihre Leistungen herab und können sie vollständig hemmen. Weil sich in den Willensakt leicht Gefühle einmischen, fällt es der Frau schwer, weittragende Entschlüsse zu fassen und Verantwortungen zu übernehmen, sie liebt die Kompromisse, sie ist konservativ und zieht dein Einschlagen neuer Bahnen das ruhige Wandeln auf dem ausgetretenen Wege der Gewohnheit vor. Der vollen dauernden Hingabe der Seele ans Werk wirft sich der Körper entgegen. Deshalb bringt die Frau, die im Bereiche ihrer Veranlagung als Mutter um Selbstentäußerung fähig und immer bereit ist, den Grad von Konzentration der Seelenkräfte nur selten auf, wie er zu großen Taten auf dem Gebiete der Kunst und Wissenschaft nötig ist. Berufe, welche ein ruhiges Arbeiten in vorgeschriebenen Bahnen verlangen, erfüllt die Frau so gut wie der Mann. Wo rasche Entschlussfähigkeit und große Verantwortung in Frage kommen und besondere Ansprüche an kaltblütiges, von momentanen Stimmungen unabhängiges Handeln gestellt werden, passt die Frau nicht, passen allerdings, wie man zugeben muss, auch viele Männer nicht.