Die Quellen gehören zum Modul „Latrones!“ | Reisen in der römischen Antike
Quelle | Grabstein von Weiterstadt | 1872 gefunden in Weiterstadt bei Darmstadt, heute im Hessischen Landesmuseum Darmstadt | Bildnachweis: Grabstein: mit freundlicher Genehmigung des Hessischen Landesmuseums Darmstadt | hier als Arbeitsblatt (pdf)
Quelle | Transkription 1 | Bildnachweis: Transkription CIL XIII (6429)
Quelle | Transkription 2
[D. M. … Clodius Perigenes]
Hic int[erfece]re latrones [que]m genuit
Tea[n]o Sidicino ex Campania.
Altera contexit tellus, dedit altera nasci.
Perigenes habet titulum, Secundus officium.
P. Clod(ius) Secundus fratri pientissimo.
Übersetzungshilfe
- […] – in eckigen Klammern stehen die vom Editor vorgeschlagenen Ergänzungen für Lücken in der Inschrift
- (…) – in runden Klammern stehen bereits vom Editor aufgelöste Abkürzungen
- D. M. = Dis Manibus – (den Totengeistern) geweiht
- hic – hier
- interfecere – Kurzform von interfecerunt, 3. Pers. Pl Perf. von interficere = erschlagen, töten
- latrones – Nom Pl von latro, -onis m. = Räuber
- genuit – gignere, gigno, genui, genitum = entstammen, hervorgehen
- Teano Sidicano – aus Teanum Sidicinum (Ortsname)
- Campania – Campanien, eine Gegend in Italien
- tellus – Nom Sg von tellus, -uris f. = Erde, Erdboden
- contexit – contegere, contego, contexi, contectum= bedecken
- dedit – dare, do, dedi, datum = geben
- nasci – Inf. = geboren werden
- titulum – titulus, -i = Grabinschrift
- fratri pientissimo – (wem die Inschrift gewidmet ist steht im Dedikationsdativ, also) = dem treusten Bruder/für den treusten Bruder
Zusatzinformationen | Inschriften als Quelle
Inschriften sind für die Geschichte der Antike eine wichtige Quelle. Man findet sie häufig auf Steinen, aber auch auf Bronze, Holz, Glas und Alltagsgegenständen. Neben Grabinschriften, Weihinschriften und gelegentlich auch Flüchen kann man auch längere Texte finden. Die Inschriften geben uns Informationen zu vielen Bereichen des damaligen Lebens.
Die Wissenschaft, die sich mit der Erforschung von Inschriften beschäftigt, nennt man Epigraphik (abgeleitet von dem griechischen Wort ἐπιγραφή (epigraphē) = Aufschrift, Inschrift). Die Arbeit eines Epigraphikers lässt sich in zwei große Bereiche unterteilen, zum einen die Dokumentation einer Inschrift am Fundort, zum anderen die Edition (Herausgabe) am Schreibtisch, vor allem das Entziffern und Übersetzen des Textes. Eine große Sammlung mit edierten lateinischen Inschriften ist z.B. der CIL (Corpus Inscriptionum Latinarum).
Zur Dokumentation einer Inschrift am Fundort gehört …
- das Notieren des genauen Fundortes mit GPS,
- die Beschreibung des engeren Fundzusammenhangs (War die Inschrift Teil eines Gebäudes? Wo war sie angebracht? Ist sie vielleicht ein wiederverwendeter Stein?),
- die Vermessung des Steines,
- die Beschreibung des Steines,
- das Abzeichnen des Steines,
- das Fotografieren des Steines,
- das Anfertigen eines Abklatsches (= Abdruck der Inschrift).
Beim Anfertigen einer Edition ist es wichtig die Inschrift …
- mit allen Lücken, Fehlern oder Eigenheiten exakt zu übertragen,
- dann Ergänzungen bei Lücken oder Abkürzungen vorzuschlagen,
- Besonderheiten in der Ausführung vor allem bezüglich Schrift/Schreibung zu erläutern,
- wenn möglich zu datieren,
- zu übersetzen,
- auf inhaltliche Besonderheiten oder Fachausdrücke hinzuweisen.
Die als Edition dokumentierte Inschrift muss zuerst entziffert und übersetzt werden. Hinweise zur Übersetzung von Inschriften und zu häufigen Abkürzungen findest du hier. Anschließend muss der Text interpretiert werden. Fragen, die man an die übersetzte Inschrift als Quelle stellen kann, sind:
- Was erfahren wir über den Autor oder den Auftraggeber der Inschrift?
- Wer ist der Adressat?
- Was ist die Hauptaussage der Inschrift?
- Zu welchem Zweck und welchem Zeitpunkt wurde sie angefertigt? Lässt sie sich in den geschichtlichen Kontext einordnen?
- Was verrät uns der Fundort?